Wer in strukturierten Netzwerken aktiv ist, hat im Schnitt 36% mehr Einkommen, das zeigt eine Studie des Union College.
Die Studie hat kürzlich für große Aufmerksamkeit gesorgt: Ehemalige Mitglieder von strukturierten Netzwerkorganisationen, wie Buchclubs, Studentenverbindungen und studentischen Sportvereinen, verdienen im Schnitt 36 % mehr als Menschen mit vergleichbarer Ausbildung, die aber keinem Netzwerk angehörten. Diese Erkenntnis mag auf den ersten Blick überraschen, doch ein genauer Blick zeigt: Die Vorteile solcher Mitgliedschaften liegen nicht im Klischee von Partys, wöchentlichen Treffen und Clubhäusern, sondern in den realen Kompetenzen, die dort erworben werden.
Gemeinschaft mit Verantwortung: Praktisches Training fürs Berufsleben
Ein zentraler Aspekt vieler Vereine und ähnlicher Clubs ist die Selbstverwaltung. Die Mitglieder übernehmen klare Rollen mit Verantwortung – vom Finanzverantwortlichen über den Veranstaltungsplaner bis hin zur Hausverwaltung. Das bedeutet:
- Budgetverantwortung und Mietverwaltung
- Verhandeln mit Dienstleistern und Versicherungen
- Organisation von Veranstaltungen und internen Abläufen
- Pflege und Instandhaltung gemeinsamer Räume
- Gezieltes Training von Mitgliedern in Funktionen und Abläufen
- Konfliktmanagement und Führung innerhalb der Gruppe
Diese Aufgaben vermitteln ergänzende Fähigkeiten, die auch im Unternehmerleben einen Unterschied machen: Selbstorganisation, Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit und Leadership.
Netzwerke mit Substanz
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist das langfristige Netzwerk, das über die Jahre entsteht. Mitglieder von Vereinen und Verbindungen bauen während oft schon während Schule und Studium echte, belastbare Beziehungen auf – häufig über Jahrgänge und Regionen hinweg. Gemeinsame Erlebnisse wie Events, Ausflüge aber auch große Sportereignisse, die manchmal hunderte bis tausende Gäste umfassen, schaffen Verbindungen, die über Jahrzehnte bestehen. Diese Netzwerke können im späteren Berufsleben entscheidende Türen öffnen – nicht nur bei der Jobsuche sondern vor allem bei Kooperationsanfragen, im Vertrieb und bei der Lösung unerwarteter unternehmerischer Herausforderungen.
Unternehmertum auf kleiner Bühne
Im Kern funktionieren diese Clubs wie ein kleines Unternehmen: Es gibt eine arbeitsteilige Struktur, Ressourcen, Aufgabenbereiche – und gemeinsame Ziele, die es zu verfolgen gilt. Mehr noch: es gibt auch Zielkonflikte, die zu verhandeln sind. Wo der eine ausschließlich auf die persönliche Leistung fokussiert, sehen andere das Gemeinschaftliche und wieder andere die Events im Vordergrund. Wer in diesem Rahmen lernt, Verantwortung zu übernehmen, gemeinsam zu gestalten und sich verbindlich einzubringen, bringt viel von dem mit, was auch Unternehmer an ihren Teams schätzen.
Netzwerke als Kompetenzturbos für Nachfolger
Die Studie macht deutlich: Soziale Kompetenzen, Verantwortungsbereitschaft und Netzwerkarbeit sind zentrale Faktoren für langfristigen Erfolg – weit über Noten oder Studienzeiten hinaus. Vor allem bei der Ausbildung von Nachfolgern für Betriebsübernahmen sind damit strukturierte Netzwerke echte Kompetenzturbos. Denn in kurzer Zeit vermitteln sie ein Set an Fähigkeiten und Beziehungen, die für den Nachfolger einen echten Unterschied machen. Gerade weil diese Netzwerke die Fachkompetenz junger UnternehmerInnen auf sozialer und organisatorischer Front ergänzen.
Was jeder erfahrene Unternehmer weiß: Kompetenz ist eine Art Eintrittsticket in den Markt, doch den langfristigen Erfolg bestimmen Führungsfähigkeiten, kommunikative Kompetenz und die Fähigkeit, mit den unterschiedlichsten Menschen konstruktiv umgehen zu können. Das ist im Kern, was man in Unternehmernetzwerken trainiert.