BNI-Rettungsaktion meiner Tochter Julia von Indien nach Deutschland

Sonja Lehmann erzählt wie es ihr aus Deutschland aus gelungen ist, mit indischen BNI-Kontakten ihre Tochter Julia während der COVID19-Krise nach Hause zu holen.

Am 1. März 2020 steigt meine Tochter Julia in ein Flugzeug, das sie über Mumbai nach Goa bringt. Sie möchte zwei Monate in Indien verbringen, sich mit Yoga, Meditation und Ayurveda zusätzliche Impulse für ihre Arbeit als Erzieherin aneignen.

Sonja Lehmann ist glücklich, ihre Tochter wieder bei sich zu haben; Foto: Claus Rammel

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Nach wenigen Tagen vor Ort nimmt Julia das Angebot des Hostelbetreibers Rajesh an, intensivere Studien gemeinsam mit ihm und seiner Familie zu machen. Sie verlassen Goa und wechseln in seine Heimatstadt Gandidham, das etwa 1000 km nordwestlich liegt.
Zu dieser Zeit rückt bei uns die Schließung von Schulen, Geschäften und die folgende Ausgangsbeschränkung in den Fokus. Ich stehe in regelmäßigem Kontakt mit meiner Tochter, die Stimmung in Indien ist entspannt. Das Thema Corona kommt nicht vor.

Im Laufe des 19. März ändert sich alles. Die indische Regierung kündigt den Lock Down an, unsere bringt das Rückholprogramm für weltweit gestrandete Deutsche an die Öffentlichkeit. Julia versucht von Indien aus, sich dort zu registrieren. Die Webseiten sind völlig überlastet, ebenso die Seiten und Telefonnummern der deutschen Botschaft in Mumbai, Delhi und die der einzelnen Konsulate. Parallel versuche ich von zuhause aus, sie anzumelden. Stunde um Stunde spitzt sich die Situation zu. Tags darauf heißt es, es gilt absolute Ausgangssperre in Indien. Rajesh und Julia dürfen das Haus nicht mehr verlassen, geschweige denn die Rückreise mit Zug oder Auto nach Goa antreten.

Maßgeblich für die erfolgreiche Rückholaktion: Abhijit Chalke (BNI ENRICH)

Im Laufe dieses mittwochnachmittags zermartere ich mir den Kopf, wie ich meiner Tochter Hilfe zukommen lassen kann. Ich öffne BNI Connect und scrolle über das Verzeichnis der indischen BNI Teams, vorrangig in Mumbai. Ich entdecke den Namen Abhijit Chalke. Er ist Inhaber von Parivaar India Tours und ich bin sofort überzeugt, dass er uns weiterhelfen wird. Wie er mir später erklärt, hat er sich mit seinem Reiseunternehmen darauf spezialisiert, hauptsächlich französischen Touristen sein Heimatland näher zu bringen. Sein zukünftiges Ziel ist es, auch deutsche Reisende für sein Angebot zu begeistern.

Es dauert kaum eine halbe Stunde, schon blinkt der Curser und zeigt den Eingangseiner Antwort via E-Mail an. Ich schildere die Lage und dass ich mir ernsthaft Sorgen um meine Tochter mache. Umgehend nimmt er Kontakt zu Julia und Rajesh auf. Zunächst planen sie, dass Julia von einem Arzt ein Attest erhält, um zu beweisen, dass sie gesund ist, wenn sich Rajesh mit ihr doch trotz aller Verbote auf die Fahrt macht. Dies verwerfen sie kurz darauf, weil mittlerweile die indischen Bundesstaaten untereinander die Grenzen geschlossen haben. Es ist zu gefährlich, sich auf eigene Faust aufzumachen.

Zwei Tage später heißt es schlagartig, dass alle Deutschen innerhalb von 16 Stunden eigenständig nach Delhi kommen müssen. Nur von dort aus würden die Lufthansaflüge in die Heimat starten. Abhijit und Rajesh entscheiden, für Julia einen letzten Versuch zu unternehmen. Der muss klappen, denn ansonsten wird es keine Möglichkeit mehr geben, wegzukommen. Und niemand kann sagen, wie lange sie dann festsitzen wird. 20 Autominuten weg, gibt einen kleinen Militärflughafen, von dem aus Maschinen in das eine Flugstunde entlegene Ahmedabad abfliegen. Von dort aus besteht die Chance, einen innerindischen Flug in das 900 km entfernte Delhi zu bekommen.

Julia Lehman erlebte eine turbulente Zeit in Indien

Am Montagabend hält meine Tochter zwei Tickets auf ihrem Handy bereit, einige Stunden später bringt sie Rajesh mit dem Auto an den Flughafen. Endlich hat sie auch die E-Mail der Botschaft mit dem Passierschein erreicht, der den indischen Behörden und am Check-in-Schalter vorgelegt werden muss. Gegen 10.00 Uhr Ortszeit sitzt sie auf ihrem Platz in der kleinen Maschine. Bis zum letzten Augenblick steht sie in Handykontakt mit Abhijit und Rajesh, die mir immer wieder versichern, dass alles gutgehen wird. Abhijit bietet an, dass er im Notfall in Delhi Kontakte habe, an die sich Julia wenden könne, wenn sie doch in Schwierigkeiten käme. Am Abend landet Julia planmäßig auf dem Indira Gandhi Airport in Delhi. Es sind die letzten Flüge, die starten und landen dürfen, bevor der Flugplatz komplett geschlossen wird. Am Flughafen warten Angestellte der deutschen Botschaft und bringen sie und weitere andere in ein nahegelegenes Hotel. Der erste Rückholflug mit Ziel Frankfurt startet in der Nacht darauf. In dieser Maschine sind schon alle 500 Plätze vergeben aber meine Tochter wird am Freitag, 26. März, fast genau vier Wochen nach ihrer Ankunft in Indien, um 2.00 Uhr Ortszeit in einen Airbus der Lufthansa steigen. Sie landet wohlbehalten am frühen Morgen in Frankfurt.

Aus tiefstem Herzen danke ich Abhijit Chalke für seine Unterstützung in dieser schwierigen und emotionalen Situation.
Sonja Lehmann
BNI Südbayern, Team Opal

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