Michael Mayer spricht im Interview mit Unternehmerin Yvonne Graf
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Michael Mayer (MM): Herzlich willkommen zu unserem ersten Live-Interview von BNI. Liebe Yvonne, du hast eine spannende Geschichte, die du erzählen wirst und ich freue mich besonders, dich heute hier zu haben. Bei BNI haben wir viele Unternehmer mit tollen Geschichten und diese Geschichten müssen wir teilen, um sie bekannt zu machen. Yvonne Graf ist Mitglied im BNI-Unternehmerteam Fächer und das seit über zwölf Jahren. Das bedeutet, dass du seit zwölf Jahren ab 7:00 Uhr morgens in einem sehr guten Unternehmerteam netzwerkst! Was liebst du an deinen BNI-Unternehmerteam so?
Yvonne Graf (YG): Das sind die Menschen, die sich da gefunden haben, die gemeinsam netzwerken. Jedes Meeting gibt mir jede Woche einen tollen Start nach dem Meeting. Das Netzwerken und das Verbundensein sind besonders wichtig. Außerdem ist es wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen, zu helfen und füreinander da zu sein. Das sind alles Eigenschaften, die ich sehr schätze.
MM: Wie viele Unternehmer sind in deinem Unternehmerteam?
YG: Im Moment sind wir 42 Unternehmer im Team.
MM: Wenn du zwölf Jahre zurückdenkst, wer hat dich damals eingeladen? Oft ist es eine Herausforderung, sich um 7:00 Uhr morgens zu treffen und sich vorzustellen. Wer hat dich eingeladen und wie war dein Eindruck?
YG: Damals hat mich die Druckerei eingeladen, die Mitglied im Unternehmerteam war. Ich muss gestehen, dass ich damals Existenzgründerin war. Ich hatte also keine Kontakte und dann habe ich BNI und das Unternehmerteam Fächer kennengelernt. Ich dachte, dass das jetzt meine Chance sei, Kontakte in der Region zu knüpfen. Ich wollte es für ein Jahr ausprobieren und habe mir Gedanken gemacht, wie ich es schaffen sollte, immer so früh aufzustehen und mittlerweile sind es 12 Jahre geworden.
MM: In eurer Unternehmergruppe, eurem Unternehmerteam, habt ihr alles vertreten – von Unternehmen mit einem Mitarbeiter bis zu größeren Unternehmen. Was ist das größte Unternehmen in eurem Unternehmerteam?
YG: Das größte Unternehmen hat 40 Mitarbeiter.
MM: Was machst du beruflich, liebe Yvonne?
YG: Ich konzipiere und organisiere Veranstaltungen für Unternehmen. Das beginnt bei Betriebsausflügen, geht über Firmenjubiläen bis hin zu Tagungen und Incentive-Reisen in ferne Länder. Ich war dieses Jahr noch mit einer Gruppe in Vietnam, bevor das Reisen nicht mehr möglich war.
MM: Das heißt, Firmen kontaktieren dich und sagen: „Wir wollen mit unserer Firma einen Ausflug tätigen.“ Und du organisiert vom Einstieg bis zum Ausstieg alles dazwischen, bis zum Tanzen auf den Tischen und dem Besuch der Synagoge oder des Tempels bis zum Badeausflug mit den Delfinen?
YG: Richtig, das komplette Programm. Von A bis Z, von Kleingruppen bis hin zu großen Gruppen. 1.000 Personen war die größte Gruppe, für die wir etwas gemacht haben.
MM: Du bist Eventveranstalterin und organisierst nicht nur Reisen, sondern auch ganz klassische Konferenzen. Ich kenne Yvonne schon seit einigen Jahren, weil sie für ihre BNI-Region die Unternehmertage und Mitgliedertage und auch den Besuch des Gründers Ivan Misner organisiert hat. Ich habe mich erkundigt, wie die Leute dich wahrnehmen: Du liebst es, mit Leib und Seele Events zu organisieren. Auf den Events kann man sich zu 5.000 Prozent auf Yvonne verlassen.
Yvonne kann man auf keinem dieser Events aus der Ruhe bringen. Sie organisiert etwas und alles läuft so ab, wie es auch sein soll. Es gibt keine Überraschungen, sondern alles passiert, wie du es versprochen hast. So ein Feedback habe ich noch selten gehört. Ich möchte dir dazu gratulieren! Wir kennen uns schon seit einigen Jahren und Mario Öhlinger hat mir erzählt, dass du durch die COVID-Krise viel Umsatz verloren hast. Stimmt das? Wie ist es dir ergangen?
YG: Seit Mitte März ist es so, dass die Veranstaltungen verschoben oder storniert werden. Verschiebungen fallen meistens schon auf das nächste Jahr. Das heißt April, Mai, Juni machen wir so gut wie keine Umsätze. Meine Mitarbeiter sind daher in Kurzarbeit. Ich muss Kosten reduzieren und mache mir Gedanken, wie ich das auffangen kann. Es gibt zwar Lockerungen im Moment, aber für Veranstaltungen ist es aufgrund der Auflagen trotz der Lockerungen immer noch sehr schwierig, etwas umzusetzen. Selbst bei Tagungen. Man kann schon Tische auseinanderstellen, aber was macht man in der Pause? Mit Mundschutz am Stehtisch? Und beim Mittagessen ist jeder Tagungsteilnehmer allein am Tisch? Das ist immer noch schwierig. Daher ist die Veranstaltungsbranche noch sehr unter Druck. Da wird sich auch bis Ende August wahrscheinlich nur wenig ändern.
MM: Sollte aber eine Firma kommen, die unbedingt etwas organisiert haben will, machst du das schon, oder?
YG: Genau! Da habe ich mir Gedanken gemacht: Was kann ich tun bzw. wie kann man das auffangen? Ich habe Online-Events und Online-Tagungen ins Leben gerufen. Jedoch nicht die klassischen Stream-Veranstaltungen, wo jeder Teilnehmer isoliert vor dem Computer sitzt, sondern interaktive Tagungen, wo ich dasselbe Event online gut abbilden kann, bis zu dem Gespräch am Stehtisch. Das ist etwas Besonderes, weil es interaktiv ist. Wir haben es im Prinzip von der Offline-Ebene auf die Online-Ebene transportiert. Das kann ich Unternehmen anbieten.
MM: Das finde ich klasse, denn du hast auch ein Online-Weinfest organisiert. Ich habe das vor einigen Wochen wahrgenommen und habe mich gefragt, wie man ein Online-Weinfest organisieren kann. Kurz zu den Rahmenbedingungen: Ich glaube, es haben viele Leute teilgenommen. Ich habe leider nicht teilgenommen, weil ich dachte, die Einladung gilt nur für Personen aus Deutschland und ich habe erst später gehört, dass auch Österreicher dabei waren. Vorab hast du Weinproben verschickt, von der Weinkönigin über den Zauberer über die Musiker und die Zeitung war alles dabei. Erzähle doch kurz: Wie ist es dazu gekommen? Wie viele Leute waren dabei? Ich habe gehört, es war klasse und ich möchte gerne beim nächsten dabei sein. Wie war der Ablauf? Was könnte für andere Firmen interessant sein?
YG: Die Idee kam auf, als ich die Möglichkeit entdeckt habe, Offline-Events auf die Online-Ebene zu transportieren. Ich habe dann mit dem Convention Bureau Rhein Neckar, wo ich auch Mitglied bin, über diese Idee gesprochen und dann kam das ins Rollen. Ich habe mit Unterstützung des Convention Bureaus dann ein Weinfest aufgebaut – wie live, nur online umgesetzt und auch mit einem Programm wie bei einem Offline-Event: Wir hatten Musiker und Pausen, in denen sich die Gäste an virtuellen Tischen unterhalten konnten. Wir hatten Weinproben mit den Weinköniginnen, ein Comedian und ein Programm über dreieinhalb Stunden. Die Weine für die Weinproben, die gemeinsam mit den Weinhoheiten gemacht wurden, haben wir im Vorfeld verschickt. Jeder hat ein Weinpaket erhalten und konnte zu Hause mitmachen. Das war ein interaktives Online-Event und spannend fand ich, dass die Gäste, die online waren und sich nicht kannten, sich durchaus online kennenlernen konnten. Das war ein ganz toller Effekt, dass man dieses Online-Event auch emotional geführt hat. Man war zwar nicht in einem Veranstaltungsraum offline, sondern in einem virtuellen Raum zusammen, aber man hat gefeiert.
MM: Wunderbar. Wie viele Leute haben teilgenommen?
YG: Es waren ungefähr 45 Gäste, die interaktiv dabei waren.
MM: Super! Du hast gesagt, dass das Weinfest auch sehr spaßig war. Was war denn so lustig daran? Oder hast du das als Veranstalter gar nicht so mitbekommen?
YG: Doch, schon! Es war für mich natürlich sehr aufregend – das erste Online-Event. Es war einfach wunderschön, zu sehen, wie unsere Gäste vor dem Bildschirm zum Beispiel mitgeschunkelt haben bei der Musik oder ins Grooven kamen. Wir hatten auch einen Comedian dabei, der sehr interaktiv über das Online-Medium mit den Gästen interagiert hat und die Stimmung hat man wirklich gefühlt.
MM: Super, also schunkeln und mitsingen! Einer der Teilnehmer hat mir gesagt: „Michael, wenn ich normalerweise zu einer Weinprobe fahre, muss ich eine halbe Stunde oder Stunde mit dem Auto fahren. Dann trinke ich dort so viel Wein und weiß nie, wie ich wieder nach Hause komme. Meine Familie hat auch immer Angst, ob ich Hause komme. So war das ganz einfach – ich bin auf meiner Terrasse gesessen, meine Kinder haben mich von der Weite gesehen, ich war trotzdem etwas beduselt und habe etwas Schönes erlebt. Dann musste ich nur mehr 5 Schritte ins Schlafzimmer gehen und habe wie ein Baby geschlafen.“ Man muss ganz klar sagen, das hat auch seine Vorteile! Liebe Yvonne, wenn du jetzt einen Wunsch hast, welche Kontakte möchtest du haben oder welche Kunden wären für dich interessant? Wo hättest du gerne einen Fuß in der Tür?
YG: Also ein Kunde, der für mich interessant ist, ist z. B. Lamy, der Schreibgerätehersteller.
MM: Wo sitzen die?
YG: Die sitzen im Heidelberger Raum. Und total spannend für mich wäre auch die Firma Hornbach, die Hauptzentrale sitzt hier nur 20 km von Lustadt entfernt. Das wäre auch ein super Kontakt.
MM: Um noch konkreter zu sein, weil wir bei BNI dafür bekannt sind, ganz spezifisch zu sein: Wer ist dort der beste Ansprechpartner für dich? Der CEO, der Marketingleiter, der Pförtner?
YG: Also grundsätzlich die Marketingleitung oder Vertriebsleitung. Das sind die besten Kontakte, denn da laufen die Veranstaltungen zusammen.
MM: Und in der Online-Welt kannst du auch Kontakte von weiter weg annehmen, wenn du etwas online organisieren möchtest. Es ist nämlich ganz spannend, da einige Firmen jetzt nämlich noch längere Zeit im Homeoffice bleiben werden. Und um das Team zu stärken, wäre das sicher ein guter Event, gemeinsam mit der Firma ein Wein-Tasting oder was auch immer möglich ist, zu machen.
YG: Richtig, das ist im Moment die Chance, zum Beispiel ein Firmensommerfest, das im Moment ausfallen muss, durch ein Online-Event zu ersetzen und daraus ein Wein-Tasting mit Unterhaltung zu machen oder man kann auch einmal das Thema physikalische Experimente auspacken – auch ganz spannend! Das geht auch online und interaktiv. Man kann auch gemeinsam online im Casino spielen. Man hat den Croupier auf der anderen Seite am Roulette-Tisch und gemeinsam setzt man dann seine Einsätze. Da gibt’s ganz viele Möglichkeiten – bis hin zum Schokoladen-Tasting oder man kann auch Parfums kreieren. Es gibt tausende Möglichkeiten, hier wunderschöne Abende zusammenzustellen.
MM: Wunderbar! Liebe Leute, wenn ihr Kontakt zu Firmen wie Hornbach oder Lamy oder Firmen, die ihren Mitarbeitern etwas Gutes tun wollen, sie zu einem Team formen wollen, habt, dann ist Yvonne eine gute Ansprechpartnerin dafür. Liebe Yvonne, was hat dir in dieser schwierigen Zeit, wo du einen Großteil deiner Aufträge verloren hast, geholfen? Was war deine Stütze?
YG: Eine ganz große Stütze war mein BNI-Unternehmerteam. Dort hat man Menschen, mit denen man mehr über die Sorgen sprechen kann, als man das herkömmlich kennt. Man hat ganz tolle Gespräche, bekommt Impulse. Diese Möglichkeit, Online-Events und Online-Tagungen zu organisieren wäre nie entstanden ohne BNI. Da habe ich die Idee und die Impulse und die Möglichkeit der Umsetzbarkeit an die Hand bekommen. Das ist ein unschätzbarer Wert, den dieses Unternehmernetzwerk für mich hat. Ich bin seit 12 Jahren Mitglied und wäre nicht Mitglied, wenn ich mein Unternehmerteam nicht schätzen würde. Aber in so einer Krise merkt man umso mehr, wie wichtig ein Unternehmernetzwerk ist. Dafür bin ich sehr dankbar und wirklich sehr gerne im Team.
MM: Danke für diese Worte. Aber was man immer wieder unterschätzt: Bei BNI werden Empfehlungen und Kontakte ausgetauscht und Umsatz gemacht, aber gerade in der Zeit, in der wir uns derzeit befinden, in der wir Ausgangsbeschränkungen haben bzw. hatten, war es auch wichtig, inspiriert zu werden. Umsetzen musst du es natürlich selbst, Yvonne, aber die Inspiration bekommst du von anderen Unternehmern. Ich glaube, das Team hilft einem da einfach. Wer war eine Person, die dich wirklich inspiriert und verändert hat? Wer fällt dir da ein?
YG: Da fällt mir an erster Stelle Mario Öhlinger ein, der mich da unterstützt und inspiriert hat. Er war durch die Gespräche, die wir hatten, auch ein Ideenzünder.
MM: Sehr gut! Was wird deine Zukunft bringen? Was ist deine Vision? Was hast du noch vor? Aus der Krise zu starten, ist sicher nicht einfach, aber wo möchtest du noch hin?
YG: Bei dem, was ich mit Online-Events und Online-Tagungen begonnen habe, sehe ich noch unglaubliches Potenzial – auch noch nach der Corona-Krise. Hier möchte ich noch viel weiter einsteigen und das auch noch viel weiter realisieren und es wie ein zweites Geschäftsfeld weiter aufbauen. Und was ich auch weiter fokussieren möchte, sobald wieder normale Veranstaltungen möglich sind, ist, dass ich meine Spezialisierung mit eigenen Veranstaltungskonzepten noch weiter vorantreibe. Das ruht im Moment ein bisschen, weil es einfach nicht geht, aber diesen Zweig würde ich gerne noch ausbauen und mich da noch weiter spezialisieren.
MM: Das klingt gut, Yvonne. Was dich auszeichnet, ist, dass du einen unserer Kernwerte 100-prozentig lebst: Du strahlst, du hast eine positive Einstellung und das ist schon die halbe Miete. Am Ende des Tages wollen Leute mit Leuten zu tun haben, die gut drauf sind. Bitte nicht falsch verstehen, es gibt sicher Momente, in denen man schlecht drauf ist, aber man kann JETZT entscheiden, seine Einstellung zu ändern.
Du strahlst definitiv und das gefällt mir. Wir wollen Unternehmer auf die Bühne bringen, die etwas anders machen und die andere inspirieren. Yvonne hat mit ihrem Online-Weinfest definitiv etwas anders gemacht. Sie hätte natürlich auch in der Ecke sitzen und sich die Augen ausweinen können, aber nein, das macht sie nicht! Sie gibt Vollgas nach vorne! Denn am Ende haben wir nur uns und wenn wir uns gegenseitig weiterhelfen – auf der Basis von „Wer gibt, gewinnt“ – dann ist damit schon viel erledigt. Das macht uns bei BNI aus und ohne BNI hätte ich dich nicht kennengelernt, liebe Yvonne. Das finde ich klasse. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag, bleibt gesund und wenn nur jeder einer Person pro Tag weiterhilft, kann die Welt nur zu einem besseren Ort werden. Ich lade euch ein, das zu tun. Mein Name ist Michael Mayer von BNI, danke fürs Zuhören und liebe Yvonne, alles Gute! Ciao!