Wie: Du versuchst, objektiv zu beschreiben, was du wahrgenommen hast. Dabei vermeidest du Verallgemeinerungen oder Schuldzuweisungen wie „Du machst das immer“ oder „Nie räumst du auf“. Bereits mit diesem Schritt klären sich viele Missverständnisse. Wenn du hier Zustimmung bekommst im Sinne „Ja, die Tasse steht da.“, bist du mit deinem Gegenüber in Verbindung. Das ist der Grundstein für eine Konfliktlösung.
Solltest du hören: „Nein, das stimmt nicht.“, dann überprüfe, ob du tatsächlich eine Wahrnehmung ausgesprochen hast. Nur Schuldzuweisungen und Verallgemeinerungen lösen Widerstand aus.
2. Gefühl
Im zweiten Schritt drückst du aus, wie du dich in der beschriebenen Situation fühlst. Beispiel: „Ich fühle mich frustriert, weil …“
Wie: Nenne deine Gefühle klar und direkt. Das erfordert Selbstreflexion und Ehrlichkeit. Vermeide, das Gefühl mit dem Verhalten des anderen zu vermischen, wie z.B. „Du machst mich wütend“, sondern bleibe bei „Ich fühle mich wütend“.
Achte darauf, wirklich Gefühle zu benennen. Im Sinne der Methode „Gewaltfreie Kommunikation“ ist „ich fühle mich provoziert“ oder „ich fühle mich manipuliert“ kein Gefühl. Tatsächlich ist es ein Gedanke, der auf Annahmen und Bewertungen beruht. Genau das ist der Ballast, der eine gute Beziehung verhindert.
3. Bedürfnis
Hier geht es darum, dass hinter dem Gefühl stehende Bedürfnis zu benennen. Beispiel: „…, weil ich Zuverlässigkeit brauche.“
Wie: Du suchst das Bedürfnis, das deine Gefühle verursacht. Bedürfnisse sind universell, haben keinen Bezug zu bestimmten Menschen, Zeit oder Ort und jeder Mensch stimmt zu, dass das Bedürfnis wichtig ist. Bedürfnisse sind Entspannung, Klarheit, Mitbestimmung, Verstehen oder Zuverlässigkeit. Die Liste ist nicht vollständig. Klar benannte Bedürfnisse helfen dem Gegenüber, zu verstehen worum es wirklich geht.
4. Bitte
Im letzten Schritt äußerst du eine konkrete, positive Bitte. Beispiel: „Könntest du bitte die Tasse in die Spülmaschine räumen?“
Wie: Du formulierst eine Bitte, die konkret und umsetzbar ist. Achte darauf, dass es eine Bitte und keine Forderung ist – das gibt dem anderen die Freiheit, darauf zu reagieren, ohne sich unter Druck gesetzt zu fühlen.
Hier ist nun wirklich die Königsdisziplin erreicht – denn, wenn hier die Haltung nicht mit der Formulierung übereinstimmt, wird dich ein einfaches „Nein“ aus der Bahn werfen. Deshalb ist es wichtig zu unterscheiden: möchtest du tatsächlich eine Bitte stellen. Manche Dinge sind nicht verhandelbar. Das bedeutet, du stellst eine Forderung und nimmst die Konsequenzen in Kauf.
GFK im Geschäftsleben
Diese Prinzipien lassen sich auch im beruflichen Kontext anwenden. Ein respektvoller Umgang im Team, das klare Ausdrücken von Bedürfnissen und das offene Ansprechen von Anliegen können Missverständnisse und Konflikte vermeiden. Zum Beispiel könnte ein Teammitglied sagen: „Ich sehe, dass du den Bericht noch nicht eingereicht hast (Beobachtung). Das macht mich nervös (Gefühl), weil ich Klarheit brauche. (Bedürfnis). Kannst du sagen, ob du mir das Dokument bis 16 Uhr zusenden kannst? (Bitte)“
Dazu kommt, dass in dieser Weise jeder Auslöser einzeln angesprochen wird. Das Sammeln von Anlässen fällt komplett weg. Eine Beobachtung nach der anderen – getrennt voneinander. Ansonsten entsteht Ärger, der aufstaut oder aufgelöst wird. (Link: https://jutta-buettner.de/anleitung-aerger-aufloesen)
Fallbeispiel aus der Paartherapie:
Gerade hast du es dir mit deinem Buch auf dem Sofa gemütlich gemacht. Da dringt der Lärm aus der Küche zu dir. Dein/e PartnerIn hat das Radio voll aufgedreht und scheint dazu auch noch zu hopsen. Das sagen dir die Gläser im Wohnzimmerschrank mit ihrem Klirren.
Du entscheidest dich und denkst: Mein/e PartnerIn hat einen guten Grund. Deshalb gehst du in die Küche und statt zu motzen, sagst du: „Wenn ich das Radio im Wohnzimmer höre, dann bin ich verzweifelt, weil ich gerade Entspannung brauche. Kannst du mir sagen, was du gerade brauchst?“
Vielleicht braucht dein/e PartnerIn auch Entspannung und hat deshalb das Radio laut gedreht. Vielleicht geht es ihr/ihm um etwas anderes. Sie/Er könnte ihr/sein Verhalten ändern, weil sie/er merkt, dass ihre/seine Handlung, mit der sie/er ihr/sein Bedürfnis erfüllt, stört. Ganz sicher jedoch ist die Atmosphäre positiv.
Relevanz für Teams:
Im Team kann dieselbe Methode angewendet werden, um Missverständnisse zu vermeiden und Vertrauen aufzubauen. Viele Konflikte entzünden sich an der „Kaffeetasse“ oder der verschmutzen Microwelle. Meist ist es nur die Spitze des Eisbergs.
Störendes Verhalten gibt es auch im Büro: zu lautes Telefonieren, Radio am Arbeitsplatz, Kollegen versammeln sich um einen Schreibtisch im Großraumbüro während du noch etwas fertig machen sollst. Jetzt atmen, sich sortieren und mit Gewaltfreier Kommunikation losgehen, erhält die gute Atmosphäre im Büro.
Noch ein Beispiel gefällig: Auf dem Konferenztisch liegen nicht nur Block und Stift. Immer wieder greift der Kollege zum Handy, starrt auf das Display und schüttelt sich. Erwartet er eine wichtige Nachricht? Wichtiger als unser Meeting? Statt mit den Kollegen Blicke zu tauschen, kannst du jetzt feststellen: „Ich sehen, du schaust auf dein Handy. Ich bin irritiert, weil mir Verstehen wichtig ist. Was brauchst du jetzt, damit du hier gut mitarbeiten kannst?“ Dadurch schaffst du ein Umfeld, in dem beide Seiten offen über ihre Bedürfnisse sprechen können.
Fazit: Warum psychologische Ansätze für Teams entscheidend sind
Psychologische Ansätze wie die „Gewaltfreie Kommunikation“ sind im Teamkontext nicht nur hilfreich, sondern entscheidend. Teams, die auf klarer, respektvoller Kommunikation aufbauen, erleben weniger Konflikte und arbeiten effektiver zusammen. Gewaltfreie Kommunikation ermöglicht es Teammitgliedern, ihre Bedürfnisse und Anliegen offen auszudrücken, ohne dabei andere zu verletzen oder Missverständnisse zu erzeugen.
Langfristig profitieren Teams, die solche Ansätze integrieren, durch eine stärkere Zusammenarbeit und ein harmonischeres Arbeitsklima. Das führt nicht nur zu besseren Ergebnissen, sondern auch zu höherer Zufriedenheit und weniger Fluktuation im Team. Kurz gesagt: Eine Investition in psychologische Ansätze wie „Gewaltfreie Kommunikation“ stärkt die Teamdynamik und sorgt dafür, dass alle an einem Strang ziehen – und das mit Freude und Erfolg.
Die Erfahrungen aus der Paartherapie bieten wertvolle Erkenntnisse, die direkt auf Teamdynamiken im Arbeitsalltag übertragen werden können. In der Paartherapie geht es darum, Bedürfnisse auszusprechen statt darauf zu hoffen, der andere liest die Wünsche von den Augen ab, Konsens zu finden statt Kompromisse mit „Gewinnern“ und „Verlierern“. Diese Prinzipien sind auch in Teams entscheidend.
Ein Team funktioniert ähnlich wie eine Partnerschaft: Es geht um Vertrauen, Verständnis und das Finden gemeinsamer Lösungen. Wenn Teammitglieder lernen, wie in einer Paartherapie, ihre Bedürfnisse klar zu kommunizieren und auf die Emotionen der anderen einzugehen, entsteht ein harmonischeres und produktiveres Arbeitsumfeld. Das stärkt nicht nur den Zusammenhalt, sondern führt langfristig zu besseren Ergebnissen und einer höheren Zufriedenheit aller Beteiligten.
Kurz gesagt: Teams, die von der Methoden „Gewaltfreie Kommunikation“ inspiriert werden, legen den Grundstein für ein starkes Miteinander und nachhaltigem Erfolg. |
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