Michael Mayer interviewt Sigrid Gleinser. Die Tiroler-Unternehmerin erzählt, wie sie ihre Yoga-Praxis aufgrund der COVID-19-Krise schließen musste und sie vor dem nichts stand.
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Wie geht man mit Niederlagen um?
Michael Mayer (MM): Liebe Sigrid, herzlich willkommen bei unserem Live-Interview.
Sigrid Gleinser (SG): Herzlichen Dank für die Einladung.
MM: Was machen wir bei diesen Live-Interview? Wir holen Unternehmer auf die Bühne, die außergewöhnliches geleistet haben. Super Ideen haben. Irgendetwas haben, das andere Unternehmen auch interessieren könnte und in unserem Unternehmernetzwerk haben wir viele davon. Und eine unserer Initiativen ist diese Geschichte nach außen zu tragen und deshalb freue ich mich besonders, dass du heute da bist, weil du eine außergewöhnliche Unternehmerin bist.
MM: Sigrid wir haben uns kennengelernt über das Unternehmernetzwerk BNI, wo ich Geschäftsführer bin und du bist als Mitglied beigetreten. Erzähl uns ganz kurz, seit wann bist du dabei und warum? Warum bist du eigentlich einem Netzwerk beigetreten?
SG: Ich war die Vertreterin meiner Stimmtrainerin. Ich hab damals eine CD aufgenommen. Ich habe die Frau vertreten. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. „Du siehst dort ein paar Unternehmer und erzählst ein bisschen über meine Arbeit.“ Also mehr wusste ich nicht. Dass das über vierzig Unternehmer sind, und das professionell strukturiert ist wusste ich nicht, aber ich war dort und es war so, ich war in Baden bei Wien in einer großen Wirtschaftskanzlei. Ich liebe Wirtschaft und dann war ich mit lauter Chefs zusammen.
Alles Unternehmer, jeder hat sich präsentiert und alle waren freundlich und fragten „was kann ich für dich tun“ und ich habe gesagt „gar nichts, ich habe gerade nichts zu verkaufen“. Ich habe sofort gewusst, ich will da dabei sein, jede Woche, das ist meins. Dann weiß ich noch, der Mitgliederausschuss war sich nicht sicher, ob sie mich haben wollen. Weißt du, Yogalehrerin, Yogalehrerausbilderin, was bringt das? Was ist das für ein Beruf? Und dann kam ich dazu, ich wurde genommen.
MM: Das ist immer ganz spannend, wie schnell man urteilt über die Berufe, unterschiedlicher Firmen und deine Firma heißt „Glückskind“ und du bist Yogalehrerin und ich habe mich schon einmal so ein bisschen umgehört, was die Leute so über dich erzählen. Das war ganz spannend, weil wenn man nämlich hört „Yoga“, ist man sofort wahrscheinlich in einer Schublade drinnen und eins kann ich sagen, die Sigrid passt in keine Schublade rein. Das muss man ganz klar sagen. Sie ist eine außergewöhnliche Person und Unternehmerin und was macht sie außergewöhnlich?
Sie gibt Yogastunden und sie hat eine Stärke. Sie weiß unheimlich viel über die Anatomie des menschlichen Körpers. Es muss gesagt werden, dass sie wahrscheinlich mehr weiß, wie vielleicht der eine oder andere Arzt. Wenn Menschen zu dir kommen, die Schmerzen haben, dann sind es meistens Menschen, die schon wahrscheinlich die Schulmedizin hinter sich gebracht haben. Schon bei jedem Physiotherapeuten waren und die dann bei dir Hilfe suchen. Du schaffst es mit deiner Art des Yogas, sie vom Schmerz zu befreien. Das ist ja schon einmal außergewöhnlich. Mit der COVID-19-Krise war deine Geschäftsgrundlage grundsätzlich erstmal weg, oder? Für gewisse Zeit.
SG: Unser beider. Ich bin ja verheiratet und wir haben ja auch ein Apartmenthaus hier im schönen Stubaital. Und zwar am 16. März sind 14.500 Gäste abgereist. Und mein Haupteinkommen beziehe ich aus dem Yogaunterricht, sowohl Einzeltermine als auch Gruppen in Hotels. Und die 14.500 Gäste waren weg. Mein Yoga-Raum für die Gruppen in Innsbruck war gesperrt. Meine Einzelterminpraxis war gesperrt. Alles an einem Tag. Und dann bin ich vor einem Nichts gestanden. Rein finanziell war das Ersparte da, aber das Flüssige, das war weg.
Wir sind Strategen. Und plötzlich war alles Nichts und ich habe das total witzig gefunden und gleichzeitig war ich schon ein bisschen schockiert. Plötzlich kein Geld. Ich mag gerne viel verdienen, ich mag das. Die Betriebe werden geschlossen. Die Räume werden geschlossen und aus meinen BNI-Netzwerk rief mich unser Steuerberater Jürgen Gandler an und hat gesagt „Sigrid, du, ich habe jetzt einen Vierziger Block bei dir. Und fünf Einzeltermine für meine Mitarbeiter.“ Und ich habe gesagt „Ich darf nicht weg. Ich darf nicht arbeiten.“ Und er hat gesagt „Nein, nein. Das machen wir online.“ Und ich habe mir gedacht“ Naja. Okay. Online habe ich schon oft gearbeitet mit meinen Kunden. Okay.“
Und so hat es begonnen und dann kamen die ganzen Kunden aus dem BNI-Netzwerk, ich habe ja viele Kunden, die aus diesem Unternehmernetzwerk sind. Und die eben Kreuzweh haben, Schulteroperation usw.. Und uns haben binnen kürzester Zeit sieben Personen angerufen und gesagt „Sigrid, bitte. Wir können nicht aufhören. Können wir das bitte auf ZOOM machen? Ja? Ich bin dabei.“ Und dann war halt binnen drei Tagen das ZOOM eingerichtet, sodass ich hier unterrichten kann. Die BNI Kollegen schicken mir sehr viele Neukunden zum Schnuppern, weil die kommen jetzt aus Norddeutschland und aus Holland, England überall her, und es läuft. Ja. Ich hab nur ja gesagt.
MM: Das heißt von „Gutes Geschäft mit 14.500 Hotelgästen“ auf „Null“ und jetzt? Wo stehst du jetzt verglichen mit der Zeit vor der Krise?
SG: Mit diesen Leistungen jetzt, April und Mai können wir schon berechnen. Und ich habe jetzt 68 % plus netto zum Vorjahr.
MM: 68 Prozent Umsatz plus zum Vorjahr. Ich glaube, da bist du eines von wenigen Unternehmen, wo das passiert ist. Gratulation dafür. Wie kannst du so schnell umschalten? Was hat dich da inspiriert?
SG: Ich habe eine sehr lebendige, kindliche Experimentierfreude und das ist für mich das wichtigste Thema. Wenn du ein Jahr alt bist, dann will der Körper einfach gehen. Irgendwo oder irgendeine Instanz in dir beschließt „ich will jetzt gehen“. Du kannst das überhaupt nicht prüfen, weil du mit einem Jahr nicht so denken kannst. Das Denken beginnt mit sechs Jahren ganz aktiv und vorher ist Fühlen, Reagieren und Aufnehmen, wie ein Schwamm, wir saugen alles auf. Und man fällt tausende Male hin und als Erwachsener, will man nicht einmal hinfallen. Wir wollen, dass es gleich passt und das fehlt mir. Ich bin total fehlerbereitet und ich probiere es einmal auch wenn es nicht so perfekt ist. Also den Perfektionismus habe ich mir abgewöhnt.
Durch selber Kranksein, sonst hätte ich das Yoga nicht gelernt. Ich war sehr krank. Ich war gelähmt nach sechs Bandscheibenvorfällen und so hat es begonnen bei mir mit Yoga und der Yogatherapie. Und ich habe einfach ausprobiert. Es ging gut, es ging wunderbar und für mich war es eigentlich besser als nach Innsbruck zu fahren. Einfach runter gehen, Raum herrichten, unterrichten. Ich sehe jeden, ich kümmere mich um jeden. Es ist gleich, wie immer und es war einfach perfekt.
MM: Also der Tipp ist „Einfach offen sein. Einfach Fehler machen und die Fehler nicht zu hoch anzusetzen, sondern einfach daraus zu lernen.“ Kann man das so sagen?
SG: Ja. Nicht so viel nachzudenken „Was ist der worst case?“ Sondern vielleicht mal denken „Was ist mein best case?“ Die Hawaiianer haben so ein Lebensgesetz, das heißt „expect the best.“ Und das wurde zu meinem Gesetz „Never hurt, always help.“ Und „expect the best.“ Also „Verletze nie. Hilf immer. Und erwarte das Beste vom Leben.“ Und das sind meine Lebensgesetze geworden. Und das wird bei unserem Netzwerk 100 % gelebt.
MM: Ich habe in meinem Unternehmerleben einige Niederlagen erlebt und ich hatte mal eine Niederlage, die hat mich ein Jahr meines Lebens gekostet. Ich habe einen großen Auftrag nicht bekommen, es war genauso wie, wenn mir jemand in die Magengrube geschlagen hätte und ich war dann ein Jahr lang in dem Status „Ich bin der ärmste, keiner will mich. Und das hat mir ein Jahr meines Lebens gekostet. Mittlerweile passieren Niederlagen doch des Öfteren und ich habe für mich entschieden „Ich treffe meine Einstellung zu diesen Themen. Und ich möchte das so schnell wie möglich hinter mich bringen. Meine Krone wieder richten und weiterdenken.
SG: Ich bin noch radikaler als du. Jeder Misserfolg ist ein Ergebnis. Ich brauche messbare Werte und ein Minus, ein Nicht genügend ist ein Ergebnis. Und das ist Erfolg. „Ich bin am Weg zum Erfolg. Ich habe jetzt ein Minus. Ich habe es ausprobiert.“ Und dieser Gedanke hilft als Unternehmer zu sagen „Okay. Ich habe es probiert. Minus. Ich mache es anders.“ So wie das Baby das Gehen lernt. Ich bin hingefallen. Ich bewege mich anders.
Learnings aus der COVID-19-Krise
MM: Ich habe auch ein zweites Thema für mich festgestellt, weil ich bin jetzt auch Unternehmer seit einiger Zeit. Ich habe meine erste Firma gegründet, ich glaube das war im Jahre 1997 und es läuft immer für eine gewisse Zeit gut und dann passiert irgendwas, wo man dann denkt, „Wo kommt das da her? Wie jetzt die COVID-19-Krise und ich habe letztes Jahr dann irgendwann mal entschieden „Das gehört zum Unternehmerleben dazu. Nimm es an. Lass dich nicht runterziehen davon. Nimm es an und löse es so schnell du es lösen kannst. Es ist normal.“
Wie geht es dir neben dem, dass du dein Geschäft auf Online umgestellt hast mit der COVID-19-Krise? Was kannst du Unternehmern mitgeben? Was sind deine „Learnings“ daraus?
SG: Das größte „Learning“ für Unternehmen ist „Such dir ein wohlwollendes Netzwerk oder Umfeld.“ Es müssen nicht Unternehmer sein. Ein wohlmeinendes Umfeld. Jemand der will, dass du Erfolg hast! Höre auf die Ideen der Anderen, denn du bist im Schock. Du kannst gerade nicht kreativ sein, weil es ist alles blockiert. Und das Wichtigste ist „Sammle Menschen um dich, die dein Bestes kennen, die an dich glauben und die super Ideen haben.“ Dreamer nennt Walt Disney diese Abteilung in seiner Firma. Leute, die in einem Betrieb überhaupt nicht nachdenken, ob das leistbar oder umsetzbar ist. Denen die träumen höre zu und dann kannst du es mit Verstand und Betriebswirtschaft prüfen. Und dann mach was daraus. Höre auf die Anderen!
MM: Das nehme ich gerne mit. Ich glaube, das geht doch auch außerhalb der Krise. Such die Leute, die träumen können. Man muss gar nicht so träumen können, such die Leute, die träumen können und dann prüfe es. So wie du gesagt hast, den wirtschaftlichen Aspekt kann man selbst überprüfen.
Ich glaube, das ist ein spannender Tipp, weil man als Unternehmer immer mal wieder neue Ideen braucht und selber auch betriebsblind wird und wenn man so Träumer um sich hat, die das Geschäft von außen sehen, kommt man auf neue Impulse drauf. Und wo findest du deine Träumer?
SG: Bei BNI. Ich habe einfach in diesem Netzwerk in vier Jahren so unglaubliche Visionäre getroffen und die ziehen mich halt an. Träumer ziehen mich an. Die wichtigste Frage im Leben ist „Warum eigentlich nicht?“ und das ist anders ausgedrückt, das was ich sage. Fehlerbereit sein. Experimentieren wie ein kleines Kind. Freudvoll ausprobieren. Ich finde diese Menschen vor allem in meinem Unternehmernetzwerk.
MM: Wenn du dein Unternehmen noch einmal starten könntest, was würdest du definitiv verstärken? Was würdest du noch mehr machen?
SG: Ich würde mehr delegieren.
MM: Konkret, was fällt dir dazu ein?
SG: Websitegestaltung. Ich habe damals unglaubliche Summen ausgegeben, es war ein Hobby. Mein Beruf war ein Hobby. Ich habe 6.500 € für die Website gezahlt. Und einen Grafiker eingestellt. Das würde ich nie wieder tun. Ich würde vielmehr delegieren, ich würde sagen „Du kennst mich.“ Würde mir einen suchen, der mich kennt. Und der das irgendwie umsetzt. Delegieren, delegieren, delegieren, das würde ich mehr tun. Ab der 1. Stunde.
MM: Wir haben immer wieder Unternehmer, Jungunternehmer, die zu uns ins BNI-Netzwerk kommen und einfach sehen, dass da Potenzial da ist, aber die sagen dann immer „Ich komme dann, wenn meine Webseite fertig ist“ oder „Ich komme dann, wenn meine Broschüre fertig ist“. Und da sage ich immer, ich bin mittlerweile schon sehr direkt geworden. Ich sage „Das Erste, was du brauchst, ist ein Umsatz und dann kommt lange nichts. Und dieser Umsatz entsteht, wenn man seine Dienstleistungen oder seine Produkte verkauft und danach kann man gerne ansetzen.
SG: Investiere dein Geld in Experten und arbeite. Du hast das besser gesagt, dass du einen Umsatz machst. Verdiene Geld und den Rest lass die anderen machen. Von Anfang an.
MM: Der Umsatz ist ja wie das Benzin für jedes Unternehmen. Wenn das Benzin nicht mehr da ist, kann das Auto nicht mehr, kann der Motor nicht mehr laufen. Du bist jetzt seit einigen Jahren im BNI-Netzwerk dabei. Seit wann bist du dabei?
SG: Mai 2016.
Top-Tipp zum Thema Netzwerken
MM: Was ist dein Top-Tipp zum Thema Netzwerken?
SG: Der Top-Tipp, ich habe nämlich sieben, und der alle Wichtigste ist das Vorschussvertrauen. Das hat zu tun mit der Experimentierfreude. Frag, wenn du dafür wirklich Zeit und Intention hast, was du für den anderen tun kannst, es kommt zu dir zurück. Gib dem anderen Vorschussvertrauen.
MM: Gib mal ein Beispiel dafür. Weil ich glaube, das ist einfach das zu sagen. Wo hast du das erlebt? Wo hast du das gemacht?
SG: Wenn du einen Unternehmer kennen lernst. Egal, der ist jung, der ist erfahren, der hat 700 Angestellte, gar keinen. Alles egal. Schau diesen Menschen in die Augen und wenn du weißt „Ich habe diese Woche eine halbe Stunde Zeit“. Wenn du die investieren möchtest und ich empfehle dir, tue es. Nimm sie dir. Dann frag diesen Menschen „Was kann ich 30 Minuten in dieser Woche ganz konkret für dich tun? Was bringt dich weiter? Brauchst du Feedback? Brauchst du Kontakte? Brauchst du Kunden? Brauchst du Experten? Was kann ich für dich tun?“ Und fast niemand hat eine Antwort dazu zu sagen.
MM: Das glaube ich auch, diese Frage wird einfach nicht oft gestellt. Es geht darum, anderen Leuten zu helfen. Und die Frage ist, wem hast du geholfen? Und wie du gesagt hast, Experten, Kontakte, Zuhören, was auch immer. Richtiges helfen, kann andere wirklich weiterbringen, es hat was mit Einsatz und Energie zu tun. Und egal ob bei BNI oder außerhalb von BNI. Wenn man dies tut, bekommt man es zurück in irgendeiner Art im Leben, aber richtiges helfen hat was mit Einsatz zu tun.
SG: Genau. Das ist nicht effizient, das ist effektiv. Effizienz ist ja der Minimalaufwand für den höchstmöglichen Erfolg. Und effektiv sein, wirksam sein heißt, ich gebe alles. Und das empfehle ich allen, sei effektiv, nicht effizient. Gib alles.
MM: Vorschussvertrauen zu geben heißt „Ich gehe auf jemanden zu und helfe ihm an dieser Stelle.“ Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wenn wir das alle machen würden auf unserem Planeten, hätten wir deutlich weniger Konflikte. Eines meiner Steckenpferde für das nächste Jahr besagt „Einmal am Tag wem wirklich weiterzuhelfen.“ Wenn wir das alle im BNI-Netzwerk tun, dann passiert so, viel Positives. Man muss es nur tun. Was ist denn dein zweiter Tipp für die Netzwerker?
SG: Was ich schon gesagt habe, ich wiederhole mich gerne. Sei unschuldig wie ein Kind. Experimentierfreudig, also in der richtigen Sprache heißt das, sei fehlerbereit oder „learn to fail – fail to learn“.
MM: Okay. Wenn du sagst, der dritte Tipp zum Thema „Netzwerken“, was man machen kann, um weiterzukommen?
SG: Sei dir sicher, warum du Netzwerken möchtest. Prüfe deine Intension. Warum möchte ich Netzwerkern? Was wird es mir bringen? Und nämlich, wenn du glaubst, wer kriegt, der bekommt, dann bist du in einem guten Netzwerk nicht richtig. Wenn du geben möchtest aus Freude daran, andere groß werden zu sehen, wachsen zu sehen. Dann wirst du erhalten und es ist ein ganz einfaches Prinzip. Es geht aber wieder wirklich um die emotionale Intention. Wenn du ein Egoist bist, dann wirst du nicht weiter kommen in einem Netzwerk. Dann triffst du Egoisten. Also sei ein Geber, gib gerne und habe Vertrauen. Das kriegst du tausendfach zurück.
MM: Finde ich cool. Finde ich sehr cool. Danke für diesen Tipp. Ich höre immer wieder „man kann denen, Leute weiter empfehlen, die ich nicht kenne“. Ich meine, da setze ich ja beim weiter-empfehlen meinen Namen und meinen guten Ruf aufs Spiel. Wie kann ich damit umgehen, dass ich wen ich weiter empfehle, den noch nicht zu lange kenne? Was hast du für einen Tipp?
SG: Ich habe leider keinen oberflächlichen Tipp für dich, Michael. Ich habe nur einen sehr emotionalen Tipp und da geht es darum, dass man selber genügt. Das wir schon fähig sind, wenn das schief geht. Ich empfehle einen Elektriker an meine beste Freundin und dann kommt der und meine beste Freundin ruft mich an und sagt „Du, das war jetzt echt ein Pfusch. Ich bin überhaupt nicht zufrieden und der ist nicht mehr erreichbar.“ Dann muss ich mal selber genügen. Ich muss mir selber genügen und fähig sein zu sagen „Du, das tut mir jetzt sehr leid. Ich werde mein Bestes geben, um das zu richten. Ich werde vermitteln. Ich werde ihn erreichen. Ich bemühe mich und bitte entschuldige, dass ich den Menschen empfohlen habe. Ich war mir sicher, der gibt sein bestes und ich hätte nicht erwartet, dass das so ausgeht.“ Da muss man sich selber genügen.
MM: Schöner Satz. Ich habe eines gelernt, das gefällt mir gut, sich selber genügen, um vielleicht gar nicht in so eine Situation zukommen, dass so etwas schief gekannt haben, sage ich immer dazu, wenn ich wen weiter empfehle, den ich nicht kenne oder seit ein paar Tagen kenne, sage ich immer den Satz „Ich hab wen in meinem Netzwerk, den kenne ich erst seit kurzem. Bitte probiere ihn aus. Ich weiß nicht ob er gut ist oder nicht. Bitte gib mir Feedback zurück.“
SG: Danke. Das muss ich mir direkt notieren. Ich sage das zwar, aber ich habe jetzt nicht daran gedacht, das zu erwähnen. Richtig. Ich sage es dazu.
MM: Was war denn so dein größter unternehmerischer Fehler?
SG: Das Investment, Zeit und Geld Investment in den öffentlichen Auftritt. Obwohl ich schon 600 Kunden gehabt habe. Ich hätte das gar nicht gebraucht. Und zu glauben, dass ich das alles selber machen muss. Vor allem die Zeit, die ich investiert habe für das Online Going. Dieses Public Going eigentlich. Hätte ich BNI schon gehabt, hätte ich das nicht getan. Ich weiß, das wäre viel einfacher gegangen.
MM: Sehr gut. Sehr gut. Du, wenn du sagst, wenn du einen Empfehlungswunsch hättest oder einen Kontaktwunsch. Wen würdest du gerne kennen lernen wollen? Was sagst du, wen hättest du gerne getroffen?
SG: Einen Arzt, der bereit ist, also vor allem einen Neurochirurgen oder einen Chirurgen, der Schultern, Hüfte, Wirbelsäule operiert. Der bereit ist, mit mir zu diskutieren. Ich habe sehr viele Übungen entwickelt für gewisse Dinge und der mir seine Patienten schickt, weil ich bin ja online weltweit auf Deutsch, Englisch, Französisch, kann man mich empfehlen.
MM: Wenn wir diesen Neurochirurg treffen, was sollen wir dem sagen? Dass du 15-20 Minuten mit ihm bekommst?
SG: Dass ich die Menschen schmerzfrei bekommen möchte, ohne sie zu verletzen oder, dass ich da sehr gut bin. Also meine Schmerzfreiquote, da muss ich auch dazu sagen, die beruht auch darauf, dass ich manche Menschen wegschicke. Dass ich sage „Ich bin die Falsche, geh zum Arzt. Oder zum Physiotherapeuten.“ Ich probiere nicht einfach rum, wenn ich nicht sicher bin. Die Schmerzfreiquote ist immer 97 % in 15 Jahren, und ich denke, das ist echt richtig viel. Da bin ich stolz drauf.
MM: Sehr gut. Was immer wieder hilft bei dieser Frage ist, wenn man über das Netzwerken nachdenkt, weil oft kommt diese Frage „Ich möchte gerne den Red-Bull Eigentümer kennenlernen, Dietrich Mateschitz. Oder Angela Merkel oder wen auch immer.“ Ich glaube, dass man durch unser Netzwerk wirklich zu allen Kontakten kommt. Die Herausforderung ist nur immer „Was ist der Nutzen für denjenigen, den ich gerne treffen möchte? Was ist dem sein persönlicher Nutzen?
SG: Der Nutzen des Arztes ist, dass der sich wirklich wünscht für den Patienten, dass ein Patient merkt, dass er schmerzfrei wird, nicht unbedingt gesund, das ist eine andere Liga. Heilung in der Medizin ist nicht Schmerzfreiheit. Und das ist meine, das ist meine Spezialität „schmerzfrei“.
MM: Auf was bist du besonders stolz in deinem Leben und warum?
SG: Dass ich es selber geschafft habe, dass ich schmerzfrei bin. Ehrlich, es war schwierig, als Schmerzpatient. Ab dem jungen Alter von drei Jahren.
MM: Wenn jetzt wer im BNI-Netzwerk neu dazu kommt, was soll der als erstes machen?
SG: Zwei Dinge. Das eine ist hinhören. 4-Augengespräche führen und hinhören. Aufmerksam sein. Und das Zweite ist, schauen, ob der Mentor, den man bei BNI bekommt, für einen passt. Ob der selber schon erfolgreich ist und ob man mit dem gut kommunizieren kann und wenn nicht zum Führungsteam gehen und sagen „Ich brauche einen anderen Mentor.“ Das sind die zwei wichtigsten Dinge für mich.
Und vielleicht das Dritte, wenn ich es sagen darf. Auch einen Freund dazu bringen, der vielleicht auch selbstständig ist. Oder eine Freundin. Also noch einen Freund ins Netzwerk holen, der gemeinsam mit einem da durch startet, zum Erfahrungsaustausch, zum gegenseitigen Motivieren.
MM: Finde ich supergut. „Helfen“ ist unser Thema. „Wer gibt gewinnt!“ ist unser Thema. Wenn du dir jetzt überlegst, was macht dir am meisten Spaß im Netzwerk?
SG: Zu sehen, wenn meine BNI-Kollegen und Freunde durch mein Mitwirken glücklich sind.
MM: Herzlichen Dank nochmal für alle deine Tipps zum Thema Netzwerken und zum Thema Unternehmertum. Es geht darum, andere Leute zu inspirieren, auch deine Tipps umzusetzen oder einfach was zu lernen. Das ist das Ziel der Podcasts.
SG: Darf ich einen Wichtigen noch geben? Unternehmer sind normalerweise allein als Chef. Im Normalfall ist man komplett allein und die anderen sind neidisch. Das ist so die normale Realität, was wir gewohnt sind.
MM: Ein Unternehmer ist alleine oder andere sind neidisch, dass wir Unternehmer sind. Habe ich das richtig verstanden?
SG: Ja, wenn man Erfolg hat, dann ist es besonders schlimm. Sogar die Familie ist dann oft neidisch. Das heißt, wir sind oft alleine und dann ist es ganz wichtig als Unternehmerin, wenn du jemanden hast, der dich wirklich unterstützt.
MM: Kann ich nachvollziehen, aber kannst du mir eine Geschichte dazu erzählen, wo das schon passiert ist?
SG: Ja. Bei mir. Also ich war so gepolt, ich komme aus einem Wettkampf also natürlich „ich brauche gar nichts“. Also ich brauche überhaupt nichts. Mir kann gar niemand helfen. Ich mache alles selber und ich habe Erfolg und ich brauch nichts. Ich brauche niemanden. Schon gar keine Kunden. Ich bin eh überlaufen. Das ist so das Ego. Ich brauche nichts. Es ist aber so, jeder Mensch braucht irgendwas und BNI, also meine Freunde. Mittlerweile sind es Freunde. Sind wirkliche Freunde, also ich meine echt ‚private Freunde‘ und die die jetzt meine Freunde sind haben von Anfang an gesagt: „Sigrid, es ist mir vollkommen egal, was du brauchst, ich werde dir das geben“ und irgendwas musst du brauchen. Wir sind Menschen.
Jeder Mensch braucht irgendwas. Und ich war so überwältigt. Weißt du, ich habe wirklich Wochen gebraucht, um Antworten zu können. Es war für mich nicht normal, dass ich schwach oder bedürftig sein durfte. Bedürftig ist gleich schwach. Und ich habe Wochen, viele Wochen gebraucht, um zuzugeben, ja da könnte ich doch was brauchen. Vielleicht möchte jemand meine Meditation CD kaufen oder dieses oder jenes. Feedback zu meiner Webseite. Feedback zu meinen Glücksnews.
MM: Also miteinander geht es immer leichter. Meine Erfahrung: Ich bin ein leidenschaftlicher Teamspieler und wenn man das nutzt, dann finde ich das supergut. Du, herzlichen Dank für deine Zeit.